*Ultrà Biblioteka*

Datenschutz für Jugendliche in die Bibliothek holen

In Dutt Up! on 29. November 2011 at 22:49

Datenschutz und Bibliotheken. Ein heikles Thema. Ich selbst habe von Datenschutz erst gehört, als ich bereits die Hochschule verlassen hatte. Ein frisch ausgebildeter Bibliothekar, der bisweilen mit einem erheblichen Wust an personenbezogenen Daten (Kundendaten) zu tun hat, wird mit keiner einzigen Silbe über Erhebung, Speicherung und Verarbeitung von sensiblen Daten in die freie Welt ent- und auf gutgläubige Nutzerinnen und Nutzer gelassen. Ob das nun gut ist, ob das gut geht, oder nicht, überlasse ich heute mal den behördlichen Datenschützern, die sich mit der Art Neueinstellungen herumschlagen müssen.
Bleiben wir aber beim Thema. Bibliothekarinnen und Bibliothekare werden während der Ausbildung mit einer Menge toller Social-Media-Angebote vertraut gemacht. Fragen die hierbei landläufig gestellt werden: Wie kann die Gemeindebibliothek bei Twitter punkten? Wie können Neuerwerbungen bei Facebook gepostet werden? Kann ich Nutzer per @Kommunikation an die Einrichtung binden? Fragestellungen, auf die sicherlich eine Vielzahl von Kursteilnehmern eine Antwort wüsste. Es bildet sich während des Studiums so eine Art Informations- respektive Medienkompetenz heraus, mit der wir fortwährend unser berufliches Leitbild schmücken. Jene Kompetenzen sollen in der freien Arbeitswelt, wie bereits oben beschrieben, an hilfesuchenden Bibliotheksnutzerinnen und Nutzern angewandt werden. Das schaffen viele Absolventen. Sogar sicherlich richtig gut. Aber wie sieht es mit einer, aus datenschutzrechtlicher Sicht, kritischen Bewertung jener sich im Netz befindlichen Teilmaschinen aus? Können wir auch mit Blick auf die Verwertung von personenbezogenen Daten sach- und fachgerecht Auskunft geben? Können wir dem Unterhaltsträger (bisher nicht ganz rechtssicher) erklären, warum ein Like-Button auf der Stadt-Seite nicht die beste Idee ist? Können wir Informationsspezialisten mit Jugendlichen über informationelle Selbstbestimmung im Netz reden? Oder diese Benutzergruppen gar in Fragen der Verbreitung persönlicher Daten beratend zur Seite stehen? Ich bin da eher skeptisch. Viel zu sehr fehlt es an Implementierungen von Datenschutzprofis an Hochschulen. Leider. Umso schöner finde ich es, um endlich auf den Punkt zu kommen, dass es den Berufsverband der Datenschutzbeauftragen Deutschlands (BvD) gibt. Dieser hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schülern diejenigen Fragen zu beantworten, bei denen handelsübliche Bibliothekare aussteigen. „Datenschutz geht zur Schule“ heißt das Programm, welches die „Sensibilisierung von SchülerInnen der Sekundarstufen I & II (ab der 5. Klassenstufe) im Umgang mit dem Internet und modernen Kommunikationsmedien zum Ziel“ hat. „Anhand aktueller, auf die Schüler abgestimmter Themen, wie z.B. schülerVZ, Video- und Musikdownloads, Chatrooms, Cyber-Mobbing, etc., werden den SchülerInnen die Chancen und Risiken im Umgang mit den ‚Neuen Medien’ aufgezeigt.“ Hört sich doch gut an. Aber es kommt noch besser. Auf Nachfrage bei einem Vertreter des AvD, wäre auch ein Engagement in Bibliotheken vorstellbar. Man muss sich diese Chance mal auf der Zunge zergehen lassen. Der Dipl.-Bibl. könnte eine Schulklasse über ein hochbrisantes Thema in die Räume der Stadtbibliothek locken, würde daneben als Bibliothekar auch gleich noch selber eine kleine Weiterbildung erleben und müsste dafür noch nicht einmal den Geldsack des Kämmerers schröpfen. Großartig!

Mehr Infos zu „Datenschutz geht zur Schule“ finden Interessierte HIER.

In diesem Sinne sollte jeder (Bibliothekar) ein BDSG (kommentiert) im Schrank (neben Haller und Popst) stehen haben …

LeoT 

  1. Super Tip und super Hinweis.
    Werde ich gleich mal weiterverbreiten.

    Danke schön!

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